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Veranstaltungsdetails
Meister & Schüler*innen - Beispiele der Bremer Bildhauerschule
04. Mai 2024
01:00 Uhr - 23:00 Uhr

27726 Worpswede
Bergstraße, Bergstraße

Der weit bekannte Worpsweder Bildhauer Bernd Altenstein, ein wichtiger Vertreter der figürlichen Bildhauerei in Deutschland nach 1970, feierte 2023 seinen 80. Geburtstag. Seine Figur "Das Ende", besser bekannt als "ohne Brille wäre das nicht passiert" in den Wallanlagen, ist nach den Stadtmusikanten die wohl bekannteste Skulptur in Bremen.
Nun würdigt der Künstlerort Worpswede sein Werk und seine wichtige Rolle als Lehrer gleich mit zwei Ausstellungen. In dem Ausstellungsprojekt "Meister & Schüler*innen – Beispiele der Bremer Bildhauerschule" werden insgesamt 12 Arbeiten ab Anfang Juli auf der Bergstraße mitten in Worpswede für ein Jahr lang im öffentlichen Raum präsentiert. Eine begleitende Ausstellung mit weiteren Arbeiten findet im September parallel dazu in der Galerie Altes Rathaus statt.
Altenstein und seine Weggefährten taten das, was ihre Vorläufer sich nicht vorstellen konnten: Sie entschieden sich für die Figur und griffen gleichzeitig mit großer Selbstverständlichkeit auf die Errungenschaften der ungegenständlichen Plastik zurück. Diese unerwartete Kombination bot die Möglichkeit, Figuren zu schaffen, ohne auf die alten Muster des Naturalismus zurückgreifen zu müssen. In Altensteins Skulpturen ist der Mensch stets in eine Form eingebettet, die sowohl künstlerisch gestaltet als auch inhaltlich von Bedeutung ist. Damit ist er ein wichtiger Vertreter des sogenannten "Realismus" in der Bildhauerei der Bundesrepublik, dem es nicht nur um die Darstellung des Menschen ging, sondern auch darum, ihn in gesellschaftlichen Zusammenhängen zu zeigen. Dabei verlagerte sich sein Interesse immer mehr auf die Beziehungen der Menschen untereinander.
Altensteins Oeuvre ist vielseitig. Eine wichtige Konstante ist die Art und Weise, wie er in jeder Figur eine vereinfachte plastische Form und eine lebendige Oberfläche in ein Gleichgewicht bringt. Inhaltliche und formale Aspekte stehen gleichberechtigt nebeneinander, so dass auch die Modellierung die Stimmung der Figuren trägt.

Von 1975 bis 2009 war Altenstein Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen. Zusammen mit seinem Kollegen Waldemar Otto (bis 1994) prägte er die Ausbildung und damit die figurative Bildhauerei in der Region. Altenstein war dabei derjenige, der ungegenständlichen Positionen grundsätzlich positiv gegenüberstand, so dass bei seinen Studierenden die Vielfalt der bildhauerischen Auffassungen der 1980er Jahre sichtbar wird. In der Ausstellung in Worpswede wird diese "Generation" durch Rainer Fest (Glashütte), Barbara Deutschmann (Bremen), Ulrike Göllner (Verden), Hans J. Müller (Bremen) und Silvia Siemes (Tengen) vertreten. Auffällig ist dabei, welch unterschiedliche Materialien diese Bildhauer*innen benutzen. Wichtig für die Bremer Situation war, dass viele Studierende über den zweiten Bildungsweg an die Akademie kamen und handwerkliches Können mitbrachten. Ein Beispiel dafür ist Stefan Saxen (Bremen), der ursprünglich als Steinmetz ausgebildet wurde und auf dieser Basis in Bremen seine eigene Sprache entwickelte.
Nach der Emeritierung seines Kollegen entwickelte sich Altensteins Klasse zu einem Sammelbecken für die Künstler*innen in Deutschland, die an der Figur festhalten wollten. Die grundsätzlich offene Haltung des Professors führte zu einer bemerkenswert vielfältigen Klasse, in der sehr unterschiedliche Auffassungen von der figürlicher Bildhauerei aufeinandertrafen. Diese "Generation" wird in der Ausstellung durch Cornelia Brader (Memmingen), Klaus Effern, Dietrich Heller und Amir Omerovic (alle Bremen) vertreten. Hinrich Brockmöller (Bremen) gehört zu den letzten Student*innen Altensteins, die sich nach seiner Emeritierung neu orientieren mussten.
Altensteins Lehre zeichnete sich durch drei Merkmale aus. Erstens verstand er den Professor als die Person, die Möglichkeiten für seine Student*innen schafft. Mit großen Ateliers schuf er optimale Arbeitsbedingungen. Eine Folge war, dass seine Studierenden groß arbeiten konnten und es oft immer noch tun. Zweitens vermittelte er Kunstgeschichte und Toleranz. Alle wussten, dass es viele Möglichkeiten gibt, Bildhauerei zu machen. Das bewahrte die Klasse vor Fundamentalismus. Drittens hielt er sich offensiv aus inhaltlichen Debatten heraus. Jeder Mensch habe eigene Inhalte und die Aufgabe von Künstler*innen sei es, dafür eine Form zu finden. Und wenn jede*r andere Inhalte hat, heißt das automatisch, dass sich, wenn es gut geht, ganz unterschiedliche Sprachen entwickeln. Die manchmal zu hörende Kritik, das sei doch alles bloß figürlich, geht am Kern vorbei, nämlich, dass die Künstler*innen dafür jeweils eine eigene individuelle Sprache entwickelt haben: Wer nur Figur sieht, sollte besser schauen.
Veranstalter:  Gemeinde Worpswede
Thema:  Ausstellung
Link zur Homepage:  www.galerie-altes-rathaus.de
E-Mail:  k.krohn@gemeinde-worpswede.de
Telefon:  04792-9878919

Weitere Informationen: 

  (PDF-Dokument, 208 kB)


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